Amazon Community Fund
#helftunshelfen von 1. - 29. November
ArrivalAid wurde als eine von deutschlandweit zehn gemeinnützigen Organisationen für den Amazon Community Fund ausgewählt.
Was bedeutet das? Im November haben wir im Rahmen des Funds gemeinsam mit Amazon an unserem Spendenziel gearbeitet.
Gerade jetzt ist unsere Arbeit wichtiger denn je. Der Amazon Community Fund hilft uns dabei, dass wir gut gewappnet in dieses Jahr starten können.
D A N K E
Durch eure Unterstützung konnten wir im Rahmen des Amazon Community Funds 50.471€ sammeln! Eure Geldspende hilft uns dabei, auch im nächsten Jahr Menschen bei ihrer eigenen Erfolgsgeschichte zu unterstützen.
20. September 2023
Erfolgsstory # 7 – Dawood
In diesem Format geben wir unterschiedlichen Menschen, die wir bei ArrivalAid über die Jahre begleiten durften, den Raum, ihre Geschichte zu erzählen. Wir versuchen, das Erzählte möglichst authentisch wiederzugeben und den Menschen eine Stimme zu geben.
Dawood ist 21 Jahre alt und ist seit Juli 2022 in Deutschland. Er hat am 1. September seine Ausbildung zum Industrieelektroniker angefangen. Er ist ein sehr offener, charismatischer Mensch mit einer großartigen Ausstrahlung. Diese Woche hat er uns seine Geschichte erzählt und wie es für ihn war in Deutschland anzukommen und wie sich sein Leben seit der Ankunft entwickelt hat. Andrea eine Ehrenamtliche von ArrivalAid begleitete Dawood in unserem Programm Job&Career bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Gemeinsam mit Andrea berichtet Dawood über die Zusammenarbeit und die Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Der Start in Deutschland
Dawood ist in Jordanien geboren und ist 21 Jahre alt. Nach dem Abitur ist er in die Ukraine gezogen, um sich seinen Traum zu erfüllen im Ausland Medizin zu studieren. Um vorerst die Sprache zulernen und sich auf das Studium vorzubereiten, besuchte er den Vorbereitungskurs für das Studium Medizin. Letztes Jahr im Sommer ist er aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine nach Deutschland gekommen und musste sein Vorstudium abbrechen. Über Düsseldorf und Köln erreichte er schließlich München.
Dawood ist als einziges Familienmitglied nach Deutschland gekommen. Seine Familie ist überall auf der Welt verteilt. Sein Vater lebt nach wie vor noch in der Ukraine und seine Mutter in der Türkei.
Er berichtet von seiner Ankunft in Deutschland und sagt, dass es sehr schwer ist sich anfangs in Deutschland zurechtzufinden und sich einzuleben. In der Anfangszeit wurde er viel durch Hilfsorganisationen unterstützt. Dazu gehören auch ArrivalAid und andere Organisationen und ihre kostenfreien Kurse.
Die Suche nach einem Ausbildungsplatz
Als Dawood nach Deutschland kam, hat er seine Meinung bezüglich des Medizinstudiums geändert und hat nach einer Alternative gesucht. Da die Automobilbranche in München sehr präsent ist und Dawood ebenfalls ein großes Interesse dafür entwickelte, entschied er sich in diese Fachrichtung zu gehen.
Als Dawood beschlossen hat sich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz zu machen, ist er auf das Programm Jobs&Careers aufmerksam geworden. Seine Mentorin ist Andrea, sie ist 25 Jahre alt und studiert Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Andrea hat bereits viel Erfahrung als Ehrenamtliche gesammelt und ist seit einem Jahr bei ArrivalAid aktiv. Vor ihrer Tätigkeit bei ArrivalAid war sie vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Das Jobmentoring mit Dawood ist ihr zweites Mentoring bei ArrivalAid.
Das Mentoring begann mit einem einfachen Kennenlernen damit beide abklären konnten, welche genauen Vorstellungen Dawood von einem Ausbildungsplatz hat und wo er am meisten Unterstützung benötigt. Danach gab es über zwei Monate hinweg mehrere Treffen alle ein- bis zwei Wochen, um sich auszutauschen und gegebenenfalls Fragen zu stellen. Die beiden haben sich sehr gut verstanden und die Zusammenarbeit lief sehr locker und unkompliziert.
Umfangreiche Bewerbungsunterlagen hatte Dawood bereits und er hatte sich auch schon selbständig über Ausbildungsmessen informiert, die er besuchen kann. Am meisten Unterstützung hat Dawood bei der Recherche nach einer geeigneten Ausbildungsstelle benötigt, da er zuvor wenig Erfahrung mit Internetrecherche gemacht hat. Dabei hat ihn Andrea tatkräftig unterstützt. Sprachlich hatte Dawood kaum Probleme und bringt sehr viel Eigeninitiative mit. Im Rahmen einer Ausbildungsmesse ist Dawood auf die Ausbildungsstelle zum Industrieelektroniker aufmerksam geworden und hat sich direkt vor Ort persönlich vorgestellt und die Firma kennengelernt. Daraufhin wurde er zu einem Probearbeitstag eingeladen und konnte den Arbeitgeber sofort von sich überzeugen. Seine Ausbildung hat diesen September begonnen.
Tipps von Dawood und Andrea für Menschen in einer ähnlichen Situation: „Viel Mut und nicht verzagen“
Andrea macht deutlich, dass vor allem gute Deutschkenntnisse von Vorteil sind.
„Dran bleiben und die Sprache lernen, ist das Wichtigste“. Außerdem rät sie die Geduld nicht zu verlieren, da es Rückschläge geben wird. Sie betont auch, dass man Mut haben soll Fragen zu stellen und Hilfe einzufordern. Eine offene Kommunikation wäre in diesem Fall sehr förderlich. Außerdem gibt es auch Treffen für die Klient*innen von ArrivalAid. „Auch dort hingehen und sich austauschen mit Leuten, die in der gleichen Situation gerade sind. Das kann sehr hilfreich sein.“
Dawood rät jedem der in derselben Situation ist wie er mal war, sich Hilfe bei der Suche nach einer Ausbildung oder einem Job zu suchen und sich an Organisationen wie beispielsweise ArrivalAid zu wenden.
„Sie brauchen immer Unterstützung, weil es viele Herausforderungen geben wird. Hier in Deutschland ist alles anders als in unserer Heimat.“
Vor allem betont Dawood, dass der technische Fortschritt in Deutschland im Vergleich zu seinem Heimatland sehr weit ist. In seinem Heimatland Jordanien funktioniert alles anders, es gibt kaum Online-Treffen, E-Mail-Korrespondenz. Alle Treffen finden noch in Person statt. Dies stellte ihn und viele andere Menschen, die neu in Deutschland sind vor eine große Umstellung und Herausforderung.
„Es gibt so viele Ausländer, die denken, dass es hier in Deutschland auch so funktioniert, aber so ist das nicht. Man muss sich anpassen.“ Außerdem betont er, „man muss sich viel Mühe geben und den Kopf nicht hängen lassen. Es wird viel Ablehnung geben, aber man darf nicht aufgeben.“
Ausblick in die Zukunft
Dawoods Ziel bei der Ausbildung und für die nächsten Jahre ist vor allem seine Deutschkenntnisse zu erweitern. Nach der Ausbildung will er weiter machen und entweder eine Weiterbildung in Form eines Meisters oder ein Studium an der Universität. Er hat zwar schon sein Abitur und hätte daher die Voraussetzung ein Studium anzufangen. Er möchte jedoch erst Erfahrungen in Deutschland sammeln bevor er anfängt zu studieren. Für ihn war die Entscheidung eine Ausbildung zu machen, der beste Start ins Berufsleben in Deutschland.
„Ich höre nach der Ausbildung nicht auf, ich will das zu Ende bringen.“
16. August 2023
Erfolgsstory # 6 – Sonya
– Sonya’s Weg nach Deutschland
In diesem Format geben wir unterschiedlichen Menschen, die wir bei ArrivalAid über die Jahre begleiten durften, den Raum, ihre Geschichte zu erzählen. Wir versuchen, das Erzählte möglichst authentisch wiederzugeben und den Menschen eine Stimme zu geben.
Sonya ist 40 Jahre alt und mittlerweile seit fast 1,5 Jahren mit ihren vier Kindern in Deutschland. Sie macht gerade eine Ausbildung im Groß- und Außenhandelsmanagement und hat sich gut in Deutschland eingelebt. ArrivalAid begleitet Sonya seit März in der Trauma-Hilfe und seit August 2022 im Programm Jobs & Careers. Diese Woche hat sie uns ihre Geschichte erzählt und wie sich ihr Leben seit ihrer Ankunft in Deutschland entwickelt hat.
Sonya Hangi ist in Kitona, im Kongo als die dritte von fünf Schwestern geboren. Mittlerweile ist sie verheiratet und 40 Jahre alt. Seit April 2022 wohnt sie mit ihren vier Kindern in Deutschland.
Als Kind ist Sonya in Deutschland aufgewachsen, da ihr Vater in Deutschland Medizin studiert hat. Sie folgte ihm, im Jahr 1988 als 5-Jährige mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Deutschland. In einem kleinen Dorf zwischen Bonn und Köln hat sie mit ihrer Familie ihre ganze Kindheit verbracht. Hier hat sie die Grund- und Realschule besucht. Als ihr Vater sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, war es für ihn dennoch sehr schwierig eine Arbeit als Arzt in Deutschland zu finden, weshalb die Familie in den Kongo zurückgekehrt ist.
„In meinem Herzen ist Deutschland meine Heimat, weil ich hier fast meine ganze Kindheit verbracht habe.“
Nach 25 Jahren ist Sonya heute wieder zurück in Deutschland. Aber als Asylsuchende findet sie es viel schwieriger als früher. Sonya hat ihren Bachelor in Business Administration & Management in Uganda gemacht. Momentan macht Sonya eine Ausbildung in Deutschland. Sonya hat sich für eine Ausbildung entschieden, um ihren Aufenthalt in Deutschland zu sichern. Im Falle eines negativen Asylbescheides kann Sonya eine Ausbildungsduldung erhalten. Sonya hat sich gegen eine Anstellung als Fachkraft entschieden, obwohl sie bereits ein abgeschlossenes Studium und Arbeitserfahrung hat, da dies mit einer unsicheren Aufenthaltsperspektive verbunden gewesen wäre.
„Viele Leute beschweren sich über Deutschland, aber ich bin eher jemand, der das Positive sieht. Wir müssen hier nicht auf der Straße schlafen, meine Kinder gehen zur Schule, wir haben eine Krankenversicherung, daher kann ich mich nicht beschweren.“
Vor allem weil die Situation in ihrem Heimatland sehr schwierig war, schätzt Sonya es sehr wieder in Deutschland zu leben. Für sie und ihre Familie ist Deutschland ein Ort, an dem sie jetzt endlich ausatmen können und sie eine Perspektive haben. Daher hofft sie auch, dass die restliche Familie aus dem Kongo auch noch bald nachkommen kann.
Ausbildungssuche
Sonya und ihre Familie waren nach ihrer Ankunft in Deutschland erstmal in vier verschiedenen Camps, weswegen ihre Kinder ständig die Schule wechseln mussten. Es war eine sehr instabile Situation für sie. Nach der Ankunft in Deutschland hat sie von vielen Organisationen und Vereinen Unterstützung bekommen. Vom Jobcenter wurde Sonya, zum Beispiel bei der Suche nach einem B2-Deutschkurs unterstützt. Außerdem wurde Sonya auch von ArrivalAid erzählt, damit ihr bei der Jobsuche geholfen werden kann. Bei uns hat Sonya sich zunächst für unser Programm Trauma-Hilfe angemeldet, wo ihr Methoden für den Umgang mit Stress gezeigt wurden. Für die Jobsuche wurde Sonya durch unser Programm „Jobs & Careers“ unterstützt. Im Rahmen dieses Programms wurde Sonya mit ehrenamtlichen Jobmentor*innen gematcht, die ihr bei der Auswahl und Bewerbung auf eine geeignete Ausbildungsstelle geholfen haben.
„Danach hat ArrivalAid mir Ehrenamtliche als Mentoren gegeben, die mich dann beraten haben und mir dabei geholfen haben, eine Ausbildung zu finden. Durch die Hilfe von ArrivalAid und den Ehrenamtlichen habe ich dann tatsächlich eine Ausbildungsstelle im Groß- und Außenhandelsmanagement bekommen.“
Nach kurzer Zeit wurde Sonya für eine Ausbildungsstelle im Groß- und Außenhandelsmanagement bei Drei Bond angenommen. In der gleichen Firma arbeitet sie momentan auch zusätzlich noch im Einkauf und ist dort sehr glücklich. Mit den Ehrenamtlichen, die ihr bei der Ausbildungssuche geholfen haben, hat sie sich auch über die Jobsuche hinaus noch oft getroffen.
Kirchenasyl
Neben des Job-Mentorings, hat Sonya von ArrivalAid auch Unterstützung beim Asylverfahren erhalten. Da Sonya und ihre Kinder über Italien nach Deutschland eingereist sind, hat die Familie Ende letzten Jahres einen Dublin-Bescheid bekommen, wodurch Italien für das Asylverfahren zuständig wäre. Demnach sollte die Familie zurück nach Italien gehen, um dort das Asylverfahren zu durchlaufen, obwohl Sonya durch ihre Kindheit bereits sehr stark in Deutschland verwurzelt war. Sonya war damals hilflos, hatte noch vier minderjährige Kinder und wusste nicht, was sie machen sollte. Wir haben ihr dann dabei geholfen, Kirchenasyl zu beantragen, was auch funktioniert hat. Nun besteht diese Abschiebungsgefahr also nicht mehr, worüber Sonya sehr glücklich ist.
„Dafür bin ich ArrivalAid immer dankbar.“
Zukunftsziele
Für die Zukunft wünscht sich Sonya, dass sie nach der Ausbildung richtig arbeiten kann. Dadurch erhofft sie sich einen höheren Lohn und würde für sich und ihrer Familie gerne eine eigene Wohnung suchen. Denn momentan ist Sonya noch in einer Gemeinschaftswohnung mit vier weiteren Familien untergebracht, was oft eine große Herausforderung für die Familie darstellt.
„Ich würde gerne eine Wohnung für mich und meine Kinder suchen. Denn momentan leben wir in einer Gemeinschaftsunterkunft. Mit vier anderen Familien zusammen zu leben, ist nicht immer so leicht.“
Ihr langfristiges Ziel ist es, in Deutschland eine Karriere zu machen, hier bleiben zu dürfen, und bald eine eigene Wohnung zu finden. Außerdem würde sie sich wünschen, dass ihr Mann und deren vier weitere Kinder, die noch im Kongo leben, nachkommen können. Dann könnte ihre ganze Familie in Deutschland wieder zusammen sein.
Wir werden Sonya weiterhin unterstützen, sollte sie in Zukunft unsere Hilfe brauchen. Es ist schön, dass wir sie mit unserem Team und unseren Ehrenamtlichen begleiten dürfen.
22. Dezember 2022
Erfolgsstory # 5 – Mor
– Der lange Weg eines jungen Mannes nach Deutschland
In diesem Format geben wir unterschiedlichen Menschen, die wir bei ArrivalAid über die Jahre begleiten durften, den Raum, ihre Geschichte zu erzählen. Wir versuchen, das Erzählte möglichst authentisch wiederzugeben und den Menschen eine Stimme zu geben.
Mor ist 29 Jahre alt und mittlerweile seit fast 8 Jahren in Deutschland. Er arbeitet nun schon seit ein paar Jahren in einer Bäckerei und hat sich gut in Deutschland eingelebt. ArrivalAid begleitet Mor seit ungefähr 4 Jahren im Programm Jobs & Careers. Er ist ein sehr humorvoller und offener Mensch. Diese Woche hat er uns seine Geschichte erzählt und wie sich sein Leben seit seiner Ankunft in Europa entwickelt hat.
Mor ist 1993 in Mali, dem Geburtsort seines Vaters, geboren. Seine Mutter kommt aus dem Senegal. Die ersten sechs Jahre seines Lebens verbringt er mit seiner Mutter in Mali. An seinen Vater hat er keine Erinnerungen. Mit sechs Jahren wird Mor in ein anderes Dorf geschickt, um dort auf eine Koran Schule zu gehen. Dies bedeutet für ihn einen Umzug zu seinem Großvater, weg von seiner Mutter. Er lernt dort viel über den Koran und zieht auch bis heute viel Kraft aus seinem Glauben.
„Afrika ist lange her. Dort gab es viele Probleme, aber Gott ist gut zu mir.“
Die Reise beginnt
Mor hat bereits vor 14 Jahren seine Heimat verlassen. Als er 15 Jahre alt ist, muss er alleine fortgehen. Er zahlt 700 Dollar, um mit einem Boot nach Griechenland übersetzen zu können. Das Boot ist klein, ein einfaches Schlauchboot. Das ist gefährlich und kalt.
„Mit einem Puff kann das kaputt gehen. Ich habe viele Menschen sterben sehen. Ich habe nur daran gedacht, durchzukommen.“
In Griechenland angekommen muss Mor viel laufen und durch das ganze Wasser und die Kälte ist Mors Fuß verletzt. Da er damals kein Geld für ärztliche Versorgung hat, bastelt er sich selber einen einfachen Verband.
„Viele Probleme, keine Familie, viel Schmerz, viel Stress, kein Schlaf.“
Danach verbringt Mor einige Jahre in der Türkei. Er schlägt sich durch, arbeitet als Verkäufer und kann sich so sein Leben finanzieren. Eines Nachts kommt es zu einem Überfall, er wird ausgeraubt und schwer am Arm verletzt. Daraufhin beschließt Mor die Türkei zu verlassen und nach Deutschland zu gehen.
Positive Entwicklungen in Deutschland
Hier kommt er im Jahr 2015 an. Er hält sich zunächst in verschiedenen Städten auf, bis er schließlich nach München kommt. Er beginnt sofort einen Sprachkurs zu machen. Er ist sehr motiviert Deutsch zu lernen. Durch seinen Fleiß lernt er schnell und kann so schon nach kurzer Zeit gut kommunizieren. Außerdem macht er sich gleich auf die Suche nach einer Arbeit. Auch hier dauert es nicht lange, bis er einen Job findet. Er tritt eine Stelle als Hausmeister an. Sein Wunsch ist es allerdings, Bäcker zu werden. 1 ½ Jahre später gelingt es ihm, diesen Wunsch zu erfüllen. Mit der Hilfe von ArrivalAid findet er eine Stelle bei einer Bäckerei in München. Dort arbeitet er viel, 6 Tage die Woche. Er ist sehr engagiert und backt bis zu 300 Brötchen am Tag.
„Meine Hände sind immer kaputt, immer weiß vom ganzen Mehl.”
Ihm gefällt seine Arbeit und er ist dankbar, dass er inzwischen so gut angekommen ist. Er ist gut in dem, was er tut. Drei Jahre später möchte er den Betrieb wechseln, da die Arbeitsbedingungen bei der Bäckerei schwierig waren. Im Sommer 2022 wechselt er dann zur Bäckerei Neulinger in München, wo er seitdem arbeitet und sehr zufrieden ist.
An seinem freien Tag schläft Mor gerne aus, liest, kocht oder schaut einen Film. Er kauft sich außerdem gerne neue Kleidung oder geht in die Disco.
Ausblick
Wenn er hier Menschen aus Mali oder Senegal begegnet, fragt er nach seiner Mutter. Denn seit er Afrika verlassen hat, hat er keinen Kontakt mehr zu ihr und weiß auch sonst nichts über seine Familie. Er weiß weder wo sie sind, noch ob sie noch am Leben sind. Er hofft so eines Tages Informationen über sie bekommen zu können.
„Ich habe keine Familie, das ist sehr schwer. Aber mir geht es gut. Hier ist alles kein Problem. Ich kann arbeiten gehen, mir Kleidung kaufen, mir selber Essen machen und einfach raus gehen.“
Sein Ziel ist es nun noch mehr Deutsch zu lernen und das Deutsch Lesen und Schreiben zu üben. Wenn er so weit ist, möchte er eine Ausbildung machen. Wir begleiten ihn weiterhin, wenn er mal Hilfe braucht und sind stolz auf ihn, wie er seinen Weg bis heute gemeistert hat. Wir sind sehr dankbar, dass er seine Geschichte mit uns geteilt hat und wünschen ihm alles Gute für seine Zukunft.
24. November 2022
Erfolgsstory # 4 – Ayyah
– eine große Schwester mit einem großen Herzen
Diese Woche hat uns Ayyah (31 Jahre) aus Libyen, die bewegende Geschichte von ihr und ihren jüngeren Geschwistern erzählt.
ArrivalAid begleitet Ayyah seit April 2022 im Programm AbilityAid. Ayyah ist die älteste von 6 Geschwistern. Sie lebt seit 2019 mit ihrer kleinen Schwester (14 Jahre) und ihrem kleinen Bruder (13 Jahre) in München. Ihre Schwester ist von Geburt an mehrfach körperlich und kognitiv behindert und sitzt im Rollstuhl. Ihr Bruder hat Autismus mit Konzentrationsschwierigkeiten und Hyperaktivität. In Libyen gibt es derzeit keine angemessene medizinische Versorgung für die beiden. Ayyahs Leben dreht sich täglich um ihre kleinen Geschwister. Sie hat ihren Beruf als Ärztin aufgegeben, um den beiden ein besseres Leben hier in Deutschland ermöglichen zu können.
Ayyah hat eine sehr positive Ausstrahlung und schafft es trotz all den Schwierigkeiten, die ihr Leben mit sich bringt, positiv zu bleiben und optimistisch in die Zukunft zu schauen. Wir sind sehr dankbar, dass sie ihre Geschichte mit uns teilt.
Aufbruch aus Libyen
2018 ist die Situation in Libyen kritisch. Es herrscht Krieg. Ayyah und ihre Familie haben Schwierigkeiten an überlebenswichtige Ressourcen zu kommen. Es gibt keine entsprechende medizinische Versorgung für jemanden wie Ayyahs kleine Schwester, die 2013 bereits zwei Mal am Kopf operiert wurde. Im Oktober 2018 wird das junge Mädchen krank. Es steht nicht gut um sie. Die Familie gibt alles, um ihr eine lebensnotwendige Operation zu ermöglichen. 4 Monate dauert es, bis die Eltern des Kindes ein Visum beantragen können, um für eine Operation nach München zu kommen. Für Ayyah ist klar, dass sie ihre kleine Schwester nach Deutschland begleiten wird.
“Meine Geschwister sind das Allerwichtigste für mich.”
Drei Tage nach ihrer Ankunft wird die Operation durchgeführt. Diese rettet dem Mädchen das Leben. Allerdings wurde ihr Sehnerv in den vier Monaten Wartezeit schon nachhaltig beschädigt, sodass sie ihr Augenlicht verliert. Das ist traumatisierend für die 14-Jährige und ein schwerer Schlag für die ganze Familie.
“Sie war ja sowieso schon im Rollstuhl und bereits eingeschränkt, also war das sehr herzzerreißend für die ganze Familie. Aber wir versuchen immer auf die gute Seite des Lebens zu schauen. Zu jeder Zeit.”
Mehr Schwierigkeiten
Ein halbes Jahr später kommt Ayyahs kleiner Bruder auch nach Deutschland. In seinem Heimatland besucht er eine Schule, die ihm keine angemessene Unterstützung bieten kann. In seiner Klasse sind Kinder allen Alters und es ist zu schwierig für ihn, dem Unterricht zu folgen. Als Ayyahs Mutter ihn eines Nachmittags früher von der Schule holt, um zu einem Arzttermin zu gehen, muss sie beobachten, wie andere Kinder ihn auslachen und verprügeln. Danach spricht er nicht mehr, ist traumatisiert. Seine psychische Verfassung verschlimmert sich und die Familie weiß nicht mehr, wie sie ihm helfen kann. Dann sehen sie für den kleinen Jungen einen Ausweg, indem sie ihn auch nach Deutschland holen.
Positive Entwicklungen
In Deutschland angekommen, kann er für ein halbes Jahr an einer Musiktherapie teilnehmen. Er hat dabei sehr gut mitgemacht und ist schnell aufgeblüht. Heute besucht er eine Schule und hat einen Platz in einer heilpädagogischen Tagesstätte.
“Mein Bruder hat sich in nur 3 Jahren um gefühlte 10 Jahre weiterentwickelt.”
Auch Ayyahs kleine Schwester wurde nach einem Jahr Wartezeit in eine Schule aufgenommen. Diese besucht sie nun täglich ein paar Stunden am Vormittag. Ayyah beschreibt, wie sehr sich die beiden entwickelt haben und wie viel sie hier gelernt haben. Sie gehen sehr gerne zur Schule und haben nach all den psychischen Belastungen wieder mehr Lebensfreude. Ihr kleiner Bruder hilft ihr gerne ein wenig im Haushalt und bei der Fürsorge für ihre gemeinsame Schwester. Diese kann inzwischen schon ein paar deutsche Wörter sagen und die Namen der Lehrer*innen, die sie gern hat. Außerdem hat sie schon eine Freundin in der Schule gefunden.
“So ist das Leben nunmal. Aber das ist okay, es wird alles gut.”
Ayyahs tägliches Leben dreht sich um die beiden. Früher war sie kaum in Familienangelegenheiten involviert, sie hat jeden Tag viel gearbeitet. Jetzt sieht ihr Leben anders aus. Sie kümmert sich seit Monaten täglich alleine um ihre Geschwister. Es ist ein Auf und Ab. Manchmal überkommen sie Selbstzweifel, doch sie gibt nicht auf. Ihr Traum ist es, eines Tages wieder als Ärztin arbeiten zu können.
“Es ist nicht leicht. Aber ich bereue nichts. Wenn sich das Leben wiederholen würde, würde ich die gleiche Entscheidung immer wieder treffen, mit meinen Geschwistern nach Deutschland zu kommen.”
Es ist bewundernswert, mit was für einer positiven Ausstrahlung Ayyah durchs Leben geht und seit fast 4 Jahren alles für ihre Geschwister gibt. Sie sucht im Moment dringend einen Platz für ihre Schwester in einer heilpädagogischen Tagesstätte, damit sie auch endlich wieder selbst arbeiten kann. Wir wünschen ihr, dass sie sich eines Tages ihren Wunsch erfüllen kann und unterstützen sie, wann immer sie Hilfe braucht.
17. November 2022
Erfolgsstory # 3 – Abdoulie
– sieben Jahre mit Höhen und Tiefen
In diesem Format geben wir unterschiedlichen Menschen, die wir bei ArrivalAid über die Jahre begleiten durften, den Raum, ihre Geschichte zu erzählen. Wir versuchen, das Erzählte möglichst authentisch wiederzugeben und den Menschen eine Stimme zu geben.
Abdoulie ist 27 Jahre alt, seit letztem Jahr gelernter Hotelfachmann und arbeitet in einem Hotel in München. ArrivalAid begleitet Abdoulie schon viele Jahre auf seinem Weg – unter anderem in den Programmen Jobs & Careers und EducAid Ausbildungsbegleitung. Abdoulie ist inzwischen ein Freund des Hauses, er ist ein Mensch mit positiver Energie und vielen Ideen. Er liebt seine Arbeit, mag es zu kochen, Sport zu treiben und Musik zu machen. An Bayern mag er besonders die Berge und die Natur. Wir freuen uns, dass er seine Geschichte mit uns teilt.
“Am Anfang war es nicht einfach”
Abdoulie ist 2015 aus Gambia nach München gekommen. Am Anfang war er einige Wochen im Kirchenasyl in München Sendling, bevor er in eine Asylunterkunft ziehen konnte. Die unsichere Situation im Asylverfahren und in der Asylunterkunft war schwer für ihn: Darf ich bleiben? Wo kann ich leben? Gibt es eine Perspektive für mich? Muss ich das Land wieder verlassen?
Abdoulie wollte lernen und arbeiten, schnell wusste er, dass er eine Ausbildung machen möchte. Ihm war klar: Einen Beruf zu erlernen bedeutet eine Perspektive zu haben. Die Ausbildung ist außerdem eine Möglichkeit in Deutschland bleiben und arbeiten zu dürfen, wenn der Asylantrag negativ ausgeht. Die Entscheidung war also gefallen. Aber die deutsche Sprache zu lernen – das war sehr schwierig. Abdoulie sagt, “irgendwann habe ich gedacht: Okay, ich muss es einfach irgendwie machen!”
Abdoulie hat zu der Zeit angefangen, immer Deutsch zu sprechen, egal wie, um irgendwie besser zu werden.
Die Ausbildung ist ein Lichtblick
Ende 2015 besucht er für ein halbes Jahr Sprachkurse, im Anschluss eine Berufsorientierung, dann macht er den Mittelschulabschluss. Im Rahmen der Orientierung beginnt er ein Praktikum im Hotel Holiday Inn. Dort lernt er alle Bereiche eines Hotels kennen und bekommt schließlich eine Zusage für eine Ausbildung zum Hotelfachmann ab August 2017. Die Ausbildung läuft gut, die Arbeit macht ihm Spaß:
“Mir gefällt die Arbeit mit Menschen, mit Gäst*innen. Ich bin ein happy Typ.”
Das Beste: Er darf eine kleine Mitarbeiter*innen-Wohnung im Hotel beziehen. Zusammen mit einigen anderen Auszubildenden wohnt er auf einer Etage. Nach zweieinhalb Jahren in der Asylunterkunft, mit mehreren Personen in einem Zimmer, ist das eigene Zimmer mit kleiner Küche wie ein Geschenk. Seinem Ausbildungsbetrieb ist er sehr dankbar:
“Meine Chefin im Holly hat mir immer geholfen!”
Harte Zeiten
Abdoulie war sehr zufrieden in der Ausbildung. Er hat viel gelernt, sein Deutsch wurde besser, die Kolleg*innen waren sehr nett. Aber das Geld war knapp. Nach Abzug der Miete für das Zimmer und Essen war monatlich nichts mehr übrig. Nebenbei jobbte er im Sommer noch in einer Bar, um das Azubi-Gehalt aufzubessern. Nur noch arbeiten, für mehr war keine Zeit. Dann kam plötzlich der negative Asylbescheid. Dass das passieren könnte, war klar. Aber als es offiziell wurde, war es hart. Abdoulie ging es schlecht, “ich konnte nicht mehr schlafen, lag jede Nacht wach. Zwischendurch war alles sehr schwer, es war zu viel Stress.”
Wir legten gegen das Urteil Widerspruch ein und suchten eine Anwältin für ihn. Sie zu bezahlen schien unmöglich, aber in sehr kleinen Raten hat es geklappt. Abdoulie wollte die Ausbildung abbrechen. Dabei war die Ausbildung wichtig, um in Deutschland bleiben zu können. Lange Gespräche später, entschied sich Abdoulie, die Ausbildung weiter zu machen.
Große Herausforderungen: Abschlussprüfung, Corona-Pandemie & zweiter Negativbescheid
2020 kommt alles auf einmal. Der zweite Negativbescheid kommt zu Beginn des Jahres an, wir beantragen die Ausbildungsduldung. Nach drei Jahren Ausbildung stand im Juli 2020 die Abschlussprüfung bevor. Abdoulie hat sie nicht bestanden. In der Berufsschule hatte Abdoulie lange keine Schwierigkeiten, seine Noten waren gut. Neben der Arbeit blieb aber kaum Zeit zum Lernen. Vor allem Mathe und Sozialkunde musste er jetzt üben. Das Holiday Inn hätte Abdoulie nach der Ausbildung gerne übernommen, aber mitten in der Pandemie und dem Lockdown konnten sie ihm keinen Vertrag anbieten. Bald musste er auch aus der Mitarbeiter*innen-Wohnung ausziehen. Zum Glück konnte er dort noch etwas länger bleiben. Währenddessen lehnt die Ausländerbehörde den Antrag auf Ausbildungsduldung ab, da Abdoulie sich nicht mehr in der Ausbildung befindet.
Wir konnten Abdoulie eine ehrenamtliche Jobmentorin vermitteln, die ihm bei den Bewerbungen für einen neuen Job geholfen hat. Die beiden waren schnell erfolgreich und er konnte in einem kleinen Hotel in München Giesing anfangen. Ab August hatte er wieder einen Job, aber leider nur für wenige Monate. Auch hier konnte er Corona bedingt nicht weiter arbeiten. Nun hatte er keinen Job mehr und konnte kein Geld verdienen und musste aus der Mitarbeiter*innen-Wohnung ausziehen.
Als Abdoulie die Wiederholungsprüfung im Dezember 2020 auch nicht bestanden hatte, waren wir alarmiert. Abdoulie war frustriert. Wie konnten wir ihm helfen? Der Kurs für die Prüfungsvorbereitung fand nur einmal pro Woche online statt, das war nicht genug. Es war ein glücklicher Zufall, dass wir eine neue Ehrenamtliche finden konnten, eine Lehrerin. Sie hat sich zusätzlich mit Abdoulie getroffen und vor allem Mathe mit ihm geübt. Abdoulie war extrem dankbar, denn “so wie sie, hat mir das noch niemand in drei Jahren Ausbildung erklärt!” Abdoulie wurde sicherer in den Textaufgaben und hatte wieder Hoffnung, die Prüfung bestehen zu können. Dann plötzlich die Info: Die zweite Wiederholungsprüfung findet mündlich statt. Dazu muss man wissen: Kommunikation ist Abdoulies Stärke! Das war also eine richtig gute Nachricht. Abdoulie und die Ehrenamtliche haben weiter geübt und Abdoulie hat die Prüfung im dritten Versuch im Juni 2021 bestanden. Die Freude war groß und Abdoulie unendlich glücklich.
Ende gut, alles gut?
Seit August 2021 arbeitet Abdoulie im Ruby Rosi Hotel in München. Er arbeitet dort als Barkeeper, Rezeptionist und unterstützt als Host den Service. “Mein Chef ist toll, meine Kolleg*innen sind sehr nett. Ich fühle mich total wohl.”
Durch die abgeschlossene Berufsausbildung und die Arbeit in seinem erlernten Beruf hat er eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Die Wohnungssuche ist weiterhin ein großes Thema, aber ganz aktuell sieht es so aus, als würde es mit einer Wohnung klappen 🙂
Wir unterstützen Abdoulie weiter, wenn er unsere Hilfe braucht. Es ist schön, dass wir ihn mit unserem Team und unseren Ehrenamtlichen begleiten dürfen.
10. November 2022
Erfolgsstory # 2 – Assurance
– die Geschichte eines jungen Studenten
In diesem Format geben wir unterschiedlichen Menschen, die wir bei ArrivalAid über die Jahre begleiten dürfen, den Raum, ihre Geschichte zu erzählen. Wir versuchen, das Erzählte möglichst authentisch wiederzugeben und den Menschen eine Stimme zu geben.
Assurance (19), der ursprünglich aus Nigeria kommt, hat uns seine ereignisreiche Geschichte der letzten Monate erzählt.
Wir als ArrivalAid begleiten Assurance seit August 2022 in den Programmen Jobs & Careers und EducAid Ausbildungsbegleitung. Der junge Mann hat in der Ukraine studiert und ist wegen des russischen Angriffskrieges aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Sein Studium in Charkiw musste er abbrechen. Seine Hobbies sind Schlagzeug und Keyboard spielen, außerdem erstellt der 19-jährige YouTube Videos, in denen er Videospiele spielt.
Die letzten Monate waren für ihn eine große Herausforderung, da er nach seiner Ankunft in Deutschland in kürzester Zeit die Sprache lernen und eine Ausbildung finden musste, um weiterhin in Deutschland bleiben zu dürfen.
Die Reise nach Deutschland
2019 ist Assurance in die Ukraine gegangen, um dort “Computer Engineering” zu studieren. Als im Jahr 2022 der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann, musste er das Land verlassen. Zuerst suchte er für zwei Wochen Zuflucht in Ungarn, beschloss jedoch, weiter zu seiner Tante und seinem Onkel nach Deutschland zu fahren.
Weil Assurance nicht die ukrainische Staatsangehörigkeit besitzt, musste er die Regeln für Drittstaatler*innen beachten. Menschen, die in der Ukraine gelebt haben, aber nicht die ukrainische Staatsangehörigkeit besitzen, werden als Drittstaatler*innen bezeichnet. Für sogenannten Drittstaatler*innen aus der Ukraine gelten in Deutschland andere Regeln als für Menschen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft.
Diese Regelung brachte große Herausforderungen mit sich.
Eine belastende Zeit
Was bedeutet das für Assurance? Deadline 31. August 2022 – bis dahin musste er einen Ausbildungsplatz gefunden haben, ansonsten hätte er sofort aus Deutschland ausreisen müssen.
Assurance reiste am 7. April 2022 nach Deutschland ein und hatte nur sechs Monate Zeit, um die Sprache zu lernen, eine Arbeit zu finden und eine Wohnung zu beziehen. Jedoch ließ sich der junge Student von diesen aussichtslosen Aspekten nicht demotivieren und absolvierte in nur vier Monaten einen Sprachkurs und erhielt auch sein B1 Zertifikat.
„Es war eine wirklich kurze Zeit, um die Sprache zu lernen“
Auch die Suche nach einer Ausbildungsstelle war für Assurance eine Herausforderung. Die Bereiche, die etwas mit seinem Studium zu tun haben, hatten hohe Anforderungen und waren oft mit hohen Kosten verbunden. Also machte er sich auf die Suche nach einer Ausbildung in anderen interessanten Bereichen.
„Es war ein großer Stress für mich eine Ausbildung zu finden“
Ausbildung
Assurance fand glücklicherweise noch knapp vor dem 31. August einen Arbeitsplatz. und hat am 1. September eine Ausbildung zum Restaurantfachmann bei Der Pschorr am Viktualienmarkt gestartet.
„Ich bin sehr stolz, dass ich eine Ausbildung mache.“
Die Sprachbarriere hat für Assurance in seinem ersten Monat eine Herausforderung dargestellt, er wusste teilweise nicht genau, was die Gäste von ihm wollten, jedoch hat er sich mit der Zeit daran gewöhnt. Jetzt fühlt er sich schon viel sicherer, denn er kennt sich mit den Speisen aus und weiß genau, was er tun muss. Außerdem ist der junge Lehrling glücklich darüber, dass er durch die Ausbildung die Chance hat, seine Deutschkenntnisse zu verbessern. In seinem Ausbildungsbetrieb muss er acht Stunden täglich deutsch sprechen, dadurch wächst sein Vokabular.
„Ich bin sehr glücklich auf meiner Arbeit, denn ich weiß, dass ich währenddessen die Chance habe mehr Deutsch zu lernen.“
Assurance weiß, dass mit jedem Fortschritt in der deutschen Sprache die Berufsschule etwas leichter wird. Wenn er Probleme mit der Sprache hat, notiert er sich die Wörter oder die Aufgaben, die ihm unbekannt sind, und bespricht diese anschließend mit seinem Mentor, den ArrivalAid ihn zur Seite gestellt hat. Assurance trifft sich regelmäßig nach der Arbeit mit seinem Mentor, nach gemeinsamen Lerneinheiten unternehmen die beiden oft noch etwas gemeinsam.
“Ich bedanke mich bei meinem Mentor für die Unterstützung, die er mir bietet”
“Wenn ich Schwierigkeiten habe, etwas zu verstehen, notiere ich mir die Wörter und bespreche sie anschließend mit meinem Mentor.”
Zukunftsziele:
Assurance größtes Ziel ist, seine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Er möchte währenddessen seine Deutschkenntnisse verbessern. Außerdem möchte er sein Studium, welches er in der Ukraine begonnen hat, beenden. Für ihn ist es wichtig, nach seiner Ausbildung an einer Hochschule Softwareentwicklung zu studieren.
„Ich hoffe, dass ich nach meiner Ausbildung mein Studium in Computer Engineering weiterführen kann“
Es ist bemerkenswert, was Assurance in so kurzer Zeit erreicht hat. Wir werden ihn weiterhin auf seinem Weg begleiten und ihn dabei unterstützen, seinen Weg zu gehen. Wir freuen uns, dass durch das Mentorship von ArrivalAid eine Freundschaft entstanden ist.
3. November 2022
Erfolgsstory # 1 – Ruths Geschichte
In diesem Format geben wir unterschiedlichen Menschen, die wir bei ArrivalAid über die Jahre begleiten dürfen, den Raum, ihre Geschichte zu erzählen. Wir versuchen, das Erzählte möglichst authentisch wiederzugeben und den Menschen eine Stimme zu geben. Auch Ruth (27 Jahre) hat uns ihre beeindruckende Geschichte erzählt.
ArrivalAid begleitet Ruth seit 2020 in den Programmen Jobs&Careers und EducAid.
Sie lebt seit 7 Jahren zusammen mit ihrem Mann Destiny in Deutschland, wo sie ihre zwei Söhne (4 und 6 Jahre alt) zur Welt gebracht hat. Ihre Hobbies sind Tanzen, Kochen und Fußball spielen. In ihrem Heimatland Nigeria hat sie in einem Fußballverein gespielt – seitdem sie in Deutschland und Mutter von zwei Kindern ist, hatte sie dafür leider keine Zeit mehr.
Die letzten Jahre waren für die junge Familie eine Zerreißprobe – geprägt von vielen Herausforderungen und großen Ängsten und Selbstzweifeln.
Ankunft in Deutschland
Nach einigen Wochen in Italien und einem Leben unter sehr schlechten Lebensbedingungen und ohne jegliche Perspektive sind Ruth und ihr Mann Destiny im Dezember 2015 nach Deutschland gekommen. Sie waren zwei Monate in Altötting in einem Ankunftszentrum und mussten anschließend in eine Gemeinschaftsunterkunft nach München Freiham umziehen.
Im Juni 2016 – 6 Monate nach der Geburt des ersten Sohnes – kam die ernüchternde Nachricht: Der Asylantrag wurde abgelehnt. Auch der Einspruch über diesen Bescheid führte zu keinem Erfolg. Ruth und ihr Mann wurden aufgefordert ihren Reisepass in der Ausländerbehörde vorzulegen, damit die Abschiebung nach Nigeria durchgeführt werden konnte.
Hoffnungslosigkeit
Ruth beschreibt, dass sie kaum noch Hoffnung hatte, in Deutschland bleiben zu können. 2020 ist sie zu ArrivalAid in die Beratung von Jobs&Careers gekommen: Eine letzte Möglichkeit gab es noch: Eine Ausbildung in Deutschland finden! Ruth war sich sehr unsicher, ob das der richtige Weg ist.
“Es wird so schwer werden,
denn ich spreche die Sprache nicht gut.”
Die Mitarbeiter*innen von ArrivalAid haben Ruth ermutigt, es zu probieren und ihr einen Mentor zur Seite gestellt, mit dem sie gemeinsam Bewerbungen verschickt hat – erst ohne Erfolg: überall Absagen. Bis auf eine: “Einladung zum Vorstellungsgespräch bei EDEKA für eine Ausbildung als Verkäuferin.” Das Vorstellungsgespräch war am Mittwoch. Nach 1 – 2 Tagen nach dem Vorstellungsgespräch sollte sie eine Rückmeldung bekommen – bis Freitag kam nichts!
Ausbildung
Am Samstag Morgen, dann die gute Nachricht: “Herzlichen Glückwunsch, Sie können im September die Ausbildung beginnen”
“Ich habe so viel geschrien:
Wuhuuu! Gott sei Dank”
Ruth erzählt, dass ihr Deutsch zu dieser Zeit noch sehr schlecht war. Einmal pro Woche hat sie zusammen mit ihrem ArrivalAid Mentor für die Schule gelernt. Die ersten Monate in der Ausbildung waren “so viel Stress, es war nicht einfach”. In der Berufsschule mitzukommen war extrem schwer.
“Das erste Lehrjahr war sehr schwer –
was die Lehrer gesagt haben, habe ich nicht verstanden”
Zu Beginn der Ausbildung war sich Ruth sicher, dass sie die Probezeit von vier Monaten nie schaffen würde, da ihr Deutsch nicht gut war. Im Januar dann die positive Rückmeldung ihres Arbeitgebers: Ruth war immer sehr konzentriert und hat viel nachgefragt, wenn sie etwas nicht verstanden hat. Die Probezeit war geschafft! Weitere Hürde: Abschlussprüfung! Schon die Zwischenprüfungen waren extrem schwer. Wie sollte Ruth nur die Abschlussprüfung bestehen, die “zehnmal schwerer” sei? Die Prüfung war am 2. Mai. Um Mitternacht vom 3. Juni kamen die Ergebnisse. Ruth konnte natürlich nicht schlafen. Als die Ergebnisse da waren, konnte sie ihr Glück nicht fassen.
“Ich dachte nicht, dass ich es schaffe,
am Ende habe ich es geschafft.”
“Meine Gebete wurden erhört”. – Ruth hat ihre Ausbildung erfolgreich bestanden!
Aufenthaltstitel
Trotz der Ausbildung war sich Ruth immer noch unsicher, ob sie und ihre Familie einen Aufenthaltstitel bekommen würden. Ihr Wunsch war es, vor dem Ausbildungsende den Aufenthaltstitel in der Hand zu haben. Im April – eine Woche vor der Abschlussprüfung – kam der Brief der Ausländerbehörde – große Erleichterung!
“Sie haben gesagt, ich bin so gut integriert,
mein Mann arbeitet, ich habe eine Ausbildung gemacht
mit zwei Kindern und ich habe keine Probleme
gemacht in Deutschland.”
Größte Herausforderung
Als größte Herausforderung beschreibt Ruth die Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie. Viele haben daran gezweifelt, dass sie beides schaffen wird, da es schwierig ist, mit zwei Kindern eine Vollzeit Ausbildung im Supermarkt zu machen.
“Am schwierigsten war,
wie kann ich die Ausbildung schaffen,
wenn ich zwei Kinder habe?”
Aber sie hatte die Unterstützung ihres Mannes. Als Ruth gearbeitet hat, hat Destiny auf die Kinder aufgepasst und andersherum. Es war trotzdem extrem schwer. Die Frühschicht von Ruth war von 6:00 – 15:00 Uhr – Aufstehen musste sie um 4:00 Uhr. Direkt nach der Arbeit musste sie ihre Söhne aus dem Kindergarten abholen – der Kindergarten war am anderen Ende der Stadt. Hatte Ruth Frühschicht, hat ihr Mann in der Spätschicht gearbeitet. Die Spätschicht im Supermarkt – 12:00 – 20:15 Uhr – war für Ruth ein wenig entspannter. Sie musste die Kinder nicht aus dem Kindergarten abholen – das hat Destiny übernommen.
Aber auch diese Herausforderung hat die Familie gemeistert. Jetzt sucht Ruth eine Arbeitsstelle als Verkäuferin in Teilzeit.
Zukunftsziele
Ruth wünscht sich, für die Zukunft einen Führerschein zu machen und sich laufend weiterzubilden.
“Irgendwann würde ich gerne eine Weiterbildung machen,
um mehr Geld zu verdienen.
Jetzt suche ich aber erstmal einen Job in Teilzeit,
bis meine Kinder älter sind.”
Wir freuen uns, dass wir Ruth auf ihren beeindruckenden Weg ein Stück begleiten durften und weiterhin in Kontakt sind. Wir sind sehr stolz auf sie und wünschen ihr weiterhin alles Gute.
1.November 2022
1. November – Es geht los
Es ist so weit! Der Amazon Community Fund 2022 startet und ArrivalAid ist mit dabei.
Bis zum 29. November 2022 haben wir gemeinsam mit euch viel vor! Natürlich möchten wir unser Spendenziel von 97.500 Euro erreichen, damit die Arbeit in den zahlreichen Programmen von ArrivalAid auch im kommenden Jahr gesichert ist. Also sprecht über uns, erzählt euren Kollegen*innen und Freunden*innen von der Spendenaktion! Du möchtest direkt spenden? Hier klicken um uns zu unterstützen.
Und zweitens: Begleitend zur Kampagne haben wir uns etwas Besonderes überlegt. Menschen mit Fluchterfahrungen werden in den nächsten vier Wochen hier im Blog die Geschichten ihres Weges in Deutschland erzählen – ihre Herausforderungen und Erfolge. Sei gespannt und mach diese Geschichten für deine Mitmenschen sichtbar!
Wir freuen uns auf die kommenden Wochen!